Hameln-Pyrmont (ul). Der Urlaub fällt aus, Kinos sind geschlossen. Die Anzahl an Freizeitaktivitäten ist mit den Corona-Schutzmaßnahmen schwindend gering. Neben Spazierengehen ist eine Tour auf dem Rad eine Alternative. Dank Corona gibt es derzeit einen regelrechten Fahrrad-Boom. Mehr Drahtesel als üblich werden verkauft oder zur Reparatur gebracht. Mitarbeiter von Fahrradläden und Radwerkstätten schieben Überstunden.

Diesen Trend bestätigt Kai Schubert, Geschäftsführer von Fahrrad Schlieker in Lügde. Er erlebt die Nachfrage momentan wie einen Notanschlag. Das gehe bei ihm schon seit vier Wochen so. Das Problem für Schubert: „Wir bekommen keine Ware und bei Reparaturen staut sich die Wartezeit auf mehr als drei Wochen.“ Der Profi bezieht seine Räder größtenteils von einem deutschen Hersteller (Kalkhoff), doch der hat erst vor einer Woche wieder mit der Produktion begonnen – unter Corona-Zeiten mit eingeschränkten Bedingungen; nur 40 Prozent der Kapazität können produziert werden. Und es stellt sich noch ein weiteres Problem: Schrauben, Schläuche und Mäntel, die in Asien hergestellt werden, werden derzeit gar nicht geliefert. „Das ist einfach too much in diesem Jahr“, resümiert Kai Schubert. Der Verkaufsbereich seiner Mountainbikes sei so leer wie eine Tanzfläche. Normalerweise freut sich ein Händler, wenn die Nachfrage hoch ist, doch wenn Schubert die nicht decken kann und die Stimmung unter den Kunden allmählich kippt, dann ist das eher suboptimal.

Auch bei Troches Fahrradshop in Hameln sei der Andrang in den ersten beiden Mai-Wochen kaum zu bewältigen gewesen, berichtet Carsten Rosenow. Räder, die Troche vor einem Jahr bestellt hatte, würden geliefert, aber bundesweit sei der Markt jetzt abgegrast, die Lieferzeiten von Ersatzteilen hätten sich durch weniger Personal auf eine Woche verlängert.
Bei Zweirad Schriegel in Emmerthal läuft der Anrufbeantworter – Timo Schriegel bittet um Verständnis, dass die Terminplanung für Werkstatt und Verkauf derzeit online laufen. Damit spart er Zeit in Zeiten, in denen nur zwei Kunden gleichzeitig den Laden betreten dürfen.

Der Vorsitzende vom Fahrradclub ADFC im Weserbergland, Horst Maler, bemerkt ebenfalls den Fahrrad-Boom, die Nachfrage nach der Codierung von E-Bikes sei nämlich enorm gestiegen. Der ADFC unterstützte die Fahrradläden bei ihrer Forderung schon am 20. April, also eher als andere Läden, wieder öffnen zu dürfen. Der Radclub bedauert natürlich, dass er seine Gruppentouren einstellen musste, auch „Bike and Brunch“, die gemeinsame Aktion von ADFC, Dewezet und BKK 24 muss derzeit ausfallen. Für diesen Monat wurden alle Touren abgesagt. „Aber zu zweit oder als Familie kann man sich auch in der Corona-Pandemie mit dem Rad sehr gut bewegen“, meint Maler. Auch der Weg zur Arbeit sei jetzt bei gutem Wetter mit dem Rad einfach toll.
Ganz klar: Auf dem Fahrrad kommen wir virenfrei zur Arbeit und ersparen uns die Maskenpflicht in Bus und Bahn. Außerdem stärkt das Dauertreten das Immunsystem und die derzeit so gefährdeten Lungen.