Hameln-Pyrmont (ey). „Oh ja, da ist einiges in Bewegung“, sagt Jörg Matusczyk. Als erfahrener Marketingleiter der Stadtwerke Bad Pyrmont weiß er sehr wohl, dass der Austausch von Stromzählern in jedem Kundenhaushalt keine Kleinigkeit ist – es sind Tausende in Bad Pyrmont und dem übrigen Weserbergland.

Aber wat mutt, dat mutt, sagt uns schon der Volksmund, und die ganze Angelegenheit hat ja auch einen Hintergrund: Bis 2032 sollen flächendeckend digitale Stromzähler in Betrieb sein. Der Gesetzgeber hatte den schrittweisen Austausch der analogen Zähler vor einiger Zeit schlicht und ergreifend angeordnet.

Grundlage ist das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende, das im September 2016 in Kraft getreten war. Aus analog wird digital, „mögliche Betrügereien, wie wir und andere Energieversorger sie immer mal feststellen, dürften damit der Vergangenheit angehören“, sagt Jörg Matusczyk. Die Stadtwerke Bad Pyrmont hätten im abgelaufenen Jahr mit dem Einbau der neuen Messtechnik begonnen.

„Der Roll-out der intelligenten Zähler startet für Kunden ab einem Jahresverbrauch von mehr als 6000 kWh. Im Strom-Netzgebiet der Stadtwerke Hameln (Hameln, Hessisch Oldendorf, Aerzen, Emmerthal, Coppenbrügge und Salzhemmendorf) mit insgesamt rund 80 000 Zählpunkten für Strom betrifft dies rund 6500 Zähler; sie werden schrittweise in den kommenden acht Jahren getauscht, also etwa 800 Stück pro Jahr“, sagt Natalie Schäfer, Leiterin Marketing, Kommunikation & Kundenservice bei den GWS Stadtwerke Hameln.

Unterschieden werden muss zwischen „Modernen Messeinrichtungen“ und „Intelligenten Messsystemen“. Moderne Messeinrichtungen sind digitale Stromzähler ohne Kommunikations-Gateway. Ein Intelligentes Messsystem hingegen verfügt über einen sogenannten „Smart Meter-Gateway“, das die Verbrauchsdaten direkt zu den Stadtwerken Hameln sendet. Moderne Messeinrichtungen, die die Verbrauchsdaten speichern und ausgeben können, werden bereits seit 2017 bei Zählerwechseln verwendet. Kunden mit Jahresverbrauch von mehr als 6000 Kilowattstunden erhalten ein Intelligentes Messsystem; das ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben.

Ein intelligentes Messsystem stellt den Verbrauch transparent dar, vermeidet, dass Zähler vor Ort abgelesen werden müssen „und ermöglicht es, zukünftig variable Stromtarife zu nutzen“, sagt Natalie Schäfer. Variable Stromtarife machten verschiedene Strompreisstufen in einem Tarif möglich, das heißt zu bestimmten Zeiten – zum Beispiel tagsüber oder nachts – ist der Strom teurer oder günstiger. Aufgrund der zeitnahen Verbrauchswerte können außerdem eigenständig unnötige Stromfresser wie zum Beispiel falsch angeschlossene Geräte oder Stand-by-Verbraucher identifiziert und somit der Energieverbrauch gesenkt werden.

Wie das so ist bei solchen Maßnahmen, befürchten Immobilienbesitzer jetzt Extra-Kosten, die mit dem Austausch der Zähler auf sie zukommen. Diese Zweifel sind unbegründet. „Der Zählerwechsel durch die Stadtwerke Hameln ist kostenlos“, so die Marketing-Leiterin des heimischen Energieversorgers.

Bleibt die Frage, was die Kunden jetzt tun müssen. Die Antwort darauf ist einfach: nichts. „Sobald ein Zählerwechsel ins Haus steht, werden wir die jeweiligen Kunden schriftlich darüber informieren und auch weitere Einzelheiten zum Roll-out und den damit verbundenen Änderungen mitteilen“, sagt Jörg Matusczyk. Der Einbau kann bis zu einer Stunde dauern, weil hier der Zähler noch in die Kommunikationsprozesse eingebunden werden muss, ergänzt Natalie Schäfer.

Die Verbraucherzentrale sieht im neuen System nicht nur Vorteile

Nicht nur Vorteile sieht übrigens die Verbraucherzentrale in der neuen Technik: „Wie bei jedem Gerät, das Daten über Funk oder Kabel versendet, ist ein intelligentes Messsystem durch Personen und Unternehmen mit kriminellen Absichten grundsätzlich angreifbar. Aus den gespeicherten Messwerten könnten diese Erkenntnisse über Alltag und Gewohnheiten der Bewohner gewinnen“, ist aus deren Reihen zu hören. Sie weist darauf hin, dass das Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende hohe Anforderungen an die Sicherheit der Software und Hardware der Messstellenbetreiber stellt, die unbedingt erfüllt sein sollten.