Hameln-Pyrmont (ul). Rückblick: In der Ausgabe vom vergangenen Wochenende berichtete der HALLO unter anderem darüber, dass die Esskastanie ein „Super-Baum für unsere Wälder“ ist. Nicht ohne Grund, da diese Art, die ihre Heimat in südlichen Gefilden hat, mit Trockenheit sehr gut zurechtkommt. Bleiben wir also beim Thema: Wie steht‘s um die Waldböden? Ist aufgrund der regnerischen Wochen ein Zustand der Erholung festzustellen?

Fest steht: Nach drei äußerst trockenen Jahren im Weserbergland ist zwar Entspannung festzustellen, aber noch keine Entwarnung. „Wir haben nach wie vor zu wenig Wasser“, sagt Carsten Bölts, Forstamtsleiter in Hameln. Kann man kaum glauben nach all dem Regen der vergangenen Tage, ist aber Fakt. Die Wasserspeicher füllen sich langsamer als erhofft.

Bodenspeicher ist erst zu 40 Prozent gefüllt

Der Bodenspeicher sei erst zu 40 Prozent gefüllt. Der Forstexperte berichtet, dass Bäche und Quellen immer noch trocken seien. „Es fehlt an Schnee, der langsam den Boden durchnässt.“ Regen sei auch im Frühjahr und frühen Sommer für die Bäume sehr wichtig, da dann das Frühholz gebildet wird, das der Wasserversorgung des Baumes dient. Bölts hofft deshalb, dass es bis zum Mai noch sehr oft regnet.

Der Frühjahrsregen sei auch für junge Bäume entscheidend. Wenn sie zu wenig Wasser bekommen, droht die Gefahr, dass sie vertrocknen. Für den Forstmann ist es wichtig, Gegenmaßnahmen einzuleiten, die den Waldboden bestmöglich vor Trockenheit schützen. So seien tiefe humusreiche Waldböden gut, um das Wasser zu halten. Wichtig sei für den Naturwald, dass tote Bäume im Wald liegen bleiben und sich dort, wo Insekten das Totholz bearbeiten, dank ihrer Verdauung Humus bildet. Denn: Je mehr Humus der Waldboden hat, umso besser kann er Wasser speichern. Bei einem nackten Fels perlt das Wasser einfach ab.

Boden verdichtet: Wasser dringt nicht ein, sondern fließt ab

Es sei gut, Bodenverdichtung zu vermeiden. Dort, wo schwere Holzanhänger den Waldboden verdichten, kann das Wasser nicht in den Waldboden dringen, sondern fließt ab und spült dabei lose Erdschichten mit (Erosionen). Im Naturwald, zu dem die städtischen Wälder zählen, wird der Abstand der Rückegassen deshalb auch erweitert.

Bölts arbeitet bei einzelnen Bäumen, die entnommen werden sollen, gern mit Rückepferden. Die vier Hufe der Kaltblüter verdichten den Waldboden nicht flächenmäßig. Das funktioniere allerdings nicht bei vom Borkenkäfer zerstörten Fichtenplantagen, da müsse mit Harvester (Holzerntemaschine) und Forwarder (Holztragrückeschlepper) gearbeitet werden. Alles andere sei zu gefährlich für die Waldarbeiter.

Und das Forstamt setzt auf Naturverjüngung – das natürliche Aussamen der hier seit Hunderten von Jahren angepassten Baumarten. Der Forstexperte spricht von Epigenetik. Das Genmaterial der heimischen Bäume trage Informationen in sich, mit denen der Baum auf Klimaveränderungen reagieren kann. Deshalb bevorzugt er die Waldverjüngung und lässt nur wenige Neuanpflanzungen zu.
Mediterrane Baumarten sollten nicht als Plantagen die heimischen Baumarten verdrängen. Die Forstabteilung setzt auf Biodiversität, also auf viele unterschiedliche Baum- und Heckenarten, die hier heimisch sind, denn daran seien auch die Vögel und Insekten gewohnt. „Großflächige Aufforstungen in Form von Monokulturen machen wir nicht mehr. Aufgeforstet wird nur auf Klassenzimmer-Größe.“

Auch ein Teil der vom Borkenkäfer zerstörten Fichten bleibt an Ort und Stelle stehen, um den Halbschatten der abgestorbenen Bäume für junge nachwachsende Bäume nutzen zu können. Der Stadtwald versteht sich als Naturbetrieb, in dem keine Chemikalien, sprich Insektizide, gespritzt werden. Damit soll die Qualität des Bodens und des Wassers bestmöglich erhalten bleiben und Pflanzen und Tieren ein gesundes Leben ermöglichen.