Hameln-Pyrmont (ey). Schätzungsweise 700 Absagen auf Platzanfragen bis Pfingsten wegen zu geringer Kapazitäten – auf Dauer kann sich das vermutlich kein Campingplatzbetreiber leisten. Zurzeit gibt es rund 85 Stellplätze auf dem Gelände an der Weser. Daraus werden jetzt rund 30 mehr; Besitzer Manush Gerbeshi darf eine Teilfläche, die vorher Bolzplatz war, nutzen. Sie gehört ihm. „Ich denke, ab Pfingsten sind wir mit allen notwendigen Maßnahmen fertig.“ Seine Freude ist groß. Gewiss auch die bei Campern und Caravanern. Immer mehr steigen ums auf Wohnmobil – die Nachfrage steigt.

Bagger sind am Schaufeln, Kies wird bald herangefahren, mobile Stromsäulen müssen installiert, die zukünftigen Plätze vermessen und eingeteilt werden. Es bleibt viel zu tun in den kommenden Wochen, und dies, obwohl es sich nach wie vor um eine provisorische Lösung handeln wird, für die der Bolzplatz übrigens nicht zuletzt auch auf Betreiben Gerbeshis nicht dem Campingplatzboden gleichgemacht, sondern nur um ein Stück verlegt wurde.

Provisorium klingt aber irgendwie nicht nach komplettem Ferienglück für die Anreisenden. „Doch, doch, für sie schaffen wir gute Bedingungen, und ich bin froh über die tolle Kooperation mit der Stadtverwaltung Hameln, die mir sehr geholfen hat. Aber in der Tat arbeiten wir gemeinsam noch an einer vernünftigeren Lösung“, gibt sich Manush Gerbeshi bedeckt. Bedeckt, aber froh darüber, „dass ich ab Juni nicht mehr so vielen Anfragen eine Absage erteilen muss“. Rund 30 Plätze mehr, das sei eine enorme Verbesserung. Insgesamt stünden dann rund 115 Stellflächen zur Verfügung. „Das ist nicht allein für mich und mein Team gut, sondern für die ganze Stadt. Hameln ist eine Perle, und mit wachsendem touristischem Interesse muss auch der Campingplatz wachsen, um hier positiv auf die Region zu wirken“, so Manush Gerbeshi.

Groß ist der Hamelner Campingplatz an der Weser wahrlich nicht, das ist ja das Problem, schon gar nicht vor dem Hintergrund der städtischen Größe. Zum Vergleich: Sein Campingplatz sei in etwa 1,2 Hektar groß, Hameln habe rund 60 000 Einwohner – der Campingplatz in Bad Karlshafen ist mit rund 4,6 Hektar rund dreimal so groß wie der in Hameln, doch die Kurstadt im Nordhessischen habe kaum 3000 Einwohner! Angesichts des wachsenden Anteils an Campern und Caravanern ist das Defizit an verfügbaren Plätzen hier, wo der Rattenfänger den Gästen die Flötentöne beibringt, vergleichsweise wahnsinnig groß.

Ein Problem, dass die Stadtoberen erkannt haben, nachdem Manush Gerbeshi vor sieben Jahren den Campingplatz kaufte und dem Gelände mit höherer Qualität und dem „MiCasa“-Restaurant, das vor einigen Wochen wieder eröffnet wurde, neue Impulse verlieh, die in zahlreichen positiven Bewertungen im Internet zum Ausdruck gebracht werden. Thomas Wahmes, Referatsleiter für Wirtschaftsförderung bei der Stadtverwaltung Hameln, liest aus dem Problem der mangelnden Platzkapazität einen großen Erfolg des Campingplatzbetreibers heraus: „Es ist dem Engagement Manush Gerbeshis zu verdanken, dass der Campingplatz so gut angenommen wird. Wir sind froh über die Entwicklung – denn der Campingplatz ist ein wichtiger Faktor für den Tourismus unserer Stadt. Umso mehr freuen wir uns, dass jetzt eine Lösung gefunden werden konnte und nun eine provisorische Erweiterung möglich ist. Diese Lösung hilft uns allen – dem Campingplatz und auch der Stadt.“

Eine aktuelle Studie belegt eindrucksvoll die große Bedeutung des Camping- und Reisemobiltourismus: Im Jahr 2020 bescherten Urlauber mit Reisemobil und Caravan der heimischen Wirtschaft 14,1 Milliarden Euro Umsatz. Das sind rund 12 Prozent mehr als noch 2016. Von diesem Kuchen kann sich Hameln dank der Aktivitäten von Manush Gerbeshi ein gutes Stück abschneiden. Und auch andere Campingplätze in der Region vermelden bessere Auslastungen als vor der Corona-Pandemie. Beispiel Campingplatz Schellental mit Blick auf die Kurstadt Bad Pyrmont. „An Wochenenden sind wir sehr gut gebucht. Ostern war alles voll, und vor allem ist zu beobachten, dass immer mehr Wohnmobile anreisen – ich würde schätzen, dass die Hälfte aller Camper mittlerweile mit dem Wohnmobil und nicht mehr klassisch mit Caravan und schon gar nicht mit Zelt vorfährt“, sagt Schellental-Betreiber Michael Patzig jun. Tendenz: steigend.