Hameln. „Kleinkriegen gilt nicht“, betonen die Spielleiter des Rattenfänger-Freilichtspiels, Christian Fölsch und Michael Bräunig. Die Spielgruppe nimmt Anlauf für einen Start in die Saison 2021, mit Hygienekonzept, besonderer Probensituation und angepasster Dramaturgie. Damit könnte der Saisonstart am 9. Mai womöglich glücken, so die Hoffnung, und damit wieder traditionsgemäß die Rattenplage in den Mittelpunkt rücken – wie es Hameln gebührt.

Vergangenes Jahr sollte der Start in die 65. Saison gefeiert werden, darauf hatten sich die Mitspieler gefreut, doch er fiel Corona-bedingt ins Wasser und am Ende war es ein Total-Ausfall. Das hatte es in der Geschichte noch nicht gegeben. Nicht verzagen, lautete schließlich die Devise, die Zeit wurde genutzt hinter den Kulissen verschiedene Dinge auf die Beine zu stellen, Technik wurde erneuert und es wurde vieles für den Zusammenhalt getan.

Was die Spielgruppe alles vor dem Saisonstart 2021 beachten muss: Zunächst haben Michael Bräunig und Christian Fölsch mit allen Akteuren gesprochen, die Sprechrollen bekleiden. „Das Feedback fiel erfreulich aus, alle möchten spielen – auch unter Corona-Bedingungen“, berichtet Fölsch. Sei es mit Mundschutz und vielleicht reduzierter Teilnehmerzahl. Einige Mitglieder aus der Gruppe werden als Hygiene- und Abstandsbeauftragte eingespannt. Die erwachsenen Spieler holen sich die Kostüme nach Hause und kommen damit direkt zu den Proben und zum Spiel, das gelte auf auch für die Tanzkinder. So würde das Umziehen entfallen. Die „Ratten“ erhalten ihr Kostüm rechtzeitig aus dem Fundus der Gruppe in der Kurie Jerusalem.

Auf der 100 Quadratmeter großen Hochzeitshaus-Terrasse könnten wohl bis zu 25 Darsteller agieren: 15 Erwachsene, 4 Tanzkinder, 4 Ratten, 1 Lieschen – ob die „Stadtwache“ auch noch auf die Bühne passen kann, entscheidet sich zum Schluss. Ein wichtiger Punkt sei die technische Umsetzung, denn falls keine Flöten benutzt werden können, muss die Musik vom Band eingespielt werden.

Dann die Fragen: Wie ist die Funktionalität der Headsets, falls mit Mundschutz gespielt werden muss, und wie kann die Desinfektion der Technik nach dem Spiel erfolgen? Auf der Bühne müssen die ehrenamtlichen Darsteller die dann geltenden Abstandsregeln einhalten, wofür drei Szenarien vorliegen, damit verändere sich dann die Zusammensetzung des Ensembles: 25, 21 oder im absoluten Stressfall 18 Mitspieler. „Noch weniger geht aufgrund der Dramaturgie nicht“, sagt Fölsch. Generell gehöre die Mimik zum Ausdrucksspiel: Unter einer OP-Maske beschränke sie sich für alle lediglich auf die Augen. Die Tanzkinder müssen wahrscheinlich solitär spielen und synchron Gesten andeuten – aus dem traditionellen Tanz entstehe so fast eine Modern-Art-Choreografie.

Die Kinder proben nach den Osterferien, sofern es die dann geltenden Richtlinien erlauben. Die Generalprobe ist geplant für den 8. Mai, Start soll Sonntag, 9. Mai, um 12 Uhr sein, sofern möglich. Vor der Bühne dürften sich Abstandsregelungen fortsetzen, soweit Bänke aufgestellt werden dürfen, heißt es vielleicht Platz nehmen, aber dann mit Abstand und eventuell inklusive Mund-Nasen-Bedeckung. Das sei noch nicht spruchreif, dennoch spielen die Spielleiter diese Szenarien durch. In Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt der Stadt Hameln werden Szenarien durchdacht, unter welchen Umständen die sonntäglichen Aufführungen möglich gemacht werden können. Gastauftritte können vorerst nicht stattfinden.

Mithilfe von Sponsoren wurde in Qualität, konkret in Bühnentechnik und die Restaurierung des Bühnenbildes, investiert. Um den Zusammenhalt zu stärken, gab es für die Erwachsenen einen Tagesausflug samt Verpflegung in das GOP Hannover sowie einen ausgiebigen Bowling-Abend mit leckerem Essen. Darüber hinaus hat die Gruppenleitung mit den Kinder-Darstellern ein spannendes Bowling-Turnier durchgeführt.