Hameln (wa/ey). Corona und die fatalen Folgen: Der Einzelhandel leidet und die Innenstädte drohen auszubluten. Das ruft Verwaltung und Politik auf den Plan. Der Niedersächsische Städtetag hat kürzlich verschiedene Maßnahmen zur Rettung der Innenstädte in den Ring geworfen. „Um unsere Innenstädte machen wir uns erhebliche Sorgen – es ist fünf vor zwölf. Die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie werden erhebliche Auswirkungen auf die niedersächsischen Innenstädte und Ortskerne haben!“, erklärt Oberbürgermeister Ulrich Mädge (Hansestadt Lüneburg), Präsident des Niedersächsischen Städtetages – und erhält unter anderem aus Hameln Zustimmung.

Denn der Blick in die Hamelner Innenstadt könnte nicht trostloser sein: Läden haben geschlossen, Restaurants und Cafés sind verwaist. Und die Sorge, dass einige Geschäfte und Gastronomiebetriebe den Lockdown nicht überstehen, ist groß. Oberbürgermeister Claudio Griese will sich gegen die Krise stemmen. Er hat dazu ein Strategiepapier vorgelegt, das von den Teilnehmern eines kurzfristig anberaumten virtuellen „Innenstadt-Gipfels“ mit vielen Institutionen (unter anderem Vertreter des Handelsverbandes, der Industrie- und Handelskammer, des Arbeitgeberverbandes und des Hotel- und Gaststättenverbandes sowie des Stadtmarketingvereins) einhellig unterstützt wird. Nun hat die Politik das Wort.

Wie das gehen soll, hat Rathauschef Claudio Griese in seinem Strategiepapier formuliert. Einer der wichtigsten Punkte ist die Anmietung leer stehender Ladenlokale. Die Wirtschaftsförderung der Stadt arbeite an einem Konzept, nach dem Ladenflächen zu ermäßigten Konditionen beziehungsweise kostenfrei an interessierte Einzelhändler weitervermietet werden können. Auch Pop-up-Stores und kulturelle Projekte könnten – wie vom Rat gewünscht – in den von der Stadt angemieteten Leerständen ihren Platz finden.

Einen weiteren großen Baustein sehen die Planer aus dem Rathaus in der Hervorhebung der heimischen Gastronomie. „Gast in der eigenen Stadt“ laute hier das Credo. Die Gastronomiebetriebe wollen nach der Wiedereröffnung bis zum 30. September allen Gästen, die ein Hauptgericht bestellen, ein kostenfreies Getränk anbieten. In Bierkneipen gilt, dass Gäste bei der Bestellung eines Getränks ein Gratis-Getränk zusätzlich erhalten. Ab 1. Oktober startet dann noch die Aktion „Suppe mit Sinn“. Dabei spenden die Gastronomen für jedes verkaufte Hauptgericht einen Euro an karitative Einrichtungen. Beide Aktionen sind laut Rathaussprecher mit dem DEHOGA-Vorstand abgestimmt, der sich ohne Frage wohl auch darüber freuen wird, dass die Stadtverwaltung den Betrieben die Möglichkeit bieten, mehr Tische und Stühle aufzustellen und ihnen die Gebühren für die Sondernutzung öffentlicher Flächen erlässt.

Und schließlich: die Kultur! Arg gebeutelt ist sie. Deshalb soll unter dem Motto „Kultur XXL jetzt in Hameln“ ein bunter Veranstaltungssommer an zentralen Plätzen und Orten in der gesamten Innenstadt – mit Kleinkunst, Tanz, Musik und Straßentheater – ausbaldowert werden. Zusätzlich soll die Hochzeitshausterrasse in den Sommermonaten die Bühne für ehrenamtlich Engagierte aus dem Sport-, Kultur- und Sozialbereich sein. Das Museum lockt bis zum 19. September mit freiem Eintritt.

Jetzt ist die Ratspolitik gefragt, die sich nach Angaben aus dem Rathaus im Rahmen eines Runden Tisches bereits positiv geäußert hat. Weitere Details werde die Verwaltung nun mit den Fraktionsspitzen diskutieren.