Hameln-Pyrmont (mes/ey). „Was wir hier erleben, ist eine Naturkatastrophe.“ Es sind deutliche Worte eines Hamelner Landschaftsgärtners, die nach dem nahezu regenlosen April im Weserbergland wie eine Mahnung an den Himmel klingen, damit er endlich seine Schleusen öffnet. Niederschlag, so wichtig! Aber bitte regelmäßiger, berechenbarer. Die vergangenen Tage waren nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein eines unvergesslich trockenen April, „der ja eigentlich der Regenmonat sein sollte, den alle Pflanzen nötig haben“, sagt Jörg Vahlbruch.

Er, Gärtnermeister von Beruf, aber eben auch Gärtner aus Leidenschaft, leidet mit den Stauden und Gehölzen. Da gehe viel kaputt, wenn es im Mai jetzt nicht durchdringend regnen würde. „Da gibt es kein Wenn und Aber: Es muss regnen – wenn nicht, können wir uns auf etwas gefasst machen!“

Nur 2,84 Millimeter Niederschlag pro Quadratmeter hat die Wetterstation am Tünderanger in Hameln für vergangenen Monat (Stand: 27. April) gemessen, gibt Jens Brockmann, Wassermeister bei den Stadtwerken Hameln, auf Nachfrage Auskunft. 21 Liter Niederschlag waren pro Quadratmeter schon im April 2019 nicht viel fürs Weserbergland, im April 2018 fielen fast 35 Liter Regen. In beiden Fällen folgten unglaublich heiße, trockene Sommer. Man mag sich nicht ausmalen, wie es der Landwirtschaft ergeht, wenn in diesem Jahr ein weiterer Dürresommer kommt.

Falsche Schlüsse aus den Niederschlägen der Vormonate zu ziehen, ist fatal. Die fast 90 Liter pro Quadratmeter im Februar sättigten die Böden nicht wirklich, zumal im Februar Pflanzen – Wald, Stauden, Feldfrüchte – das Wasser für sich kaum nutzbar machen können. Als die schließlich „erwachten“ aus der Winterruhe, blieb der Regen aus. 23 Liter im März und der staubtrockene April – ein Desaster.

Auch Thomas Wille vom Bauernverband und Christoph Heine, Landwirt aus Hachmühlen, zeigen sich besorgt: „Zwar befindet sich in einer Tiefe von fünf bis sechs Zentimetern noch Feuchtigkeit, aber unsere Zuckerrüben-Saatkörner haben wir vor zwei Wochen in einer Tiefe von etwa zwei Zentimetern ausgesät. Sie sitzen jetzt im wahrsten Sinne auf dem Trocknen und wir hoffen, dass sie nun überhaupt noch genug Keimkraft besitzen. Einige Landwirte haben die Pillen schon gleich tiefer abgelegt. Den Mais haben wir deshalb vor wenigen Tagen auch schon etwas tiefer abgelegt, als es üblich ist, wobei Mais ohnehin nicht so weit oben wie Zuckerrüben ausgesät wird“, berichtet Heine.

Trotz der massiven Trockenheit habe man im Landkreis aber noch den Vorteil, dass es hier keine Sandböden gibt, durch die das Wasser schnell durchläuft. Die Landwirte wirtschafteten überwiegend auf Lehmböden mit Tonanteilen, die das Wasser gut speichern können.

Trotzdem: „Angesichts der massiven Trockenheit haben wir mit Bodenerosion zu tun“, fügt Heine hinzu. Und: „Schon zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr muss bereits mit Ertragseinbußen gerechnet werden. So ist etwa das Getreide in seinem Wachstum reduziert, da dieses seine Nährstoffe, nur unzureichend aufnehmen kann.“ Niederschläge könnten nur „in einem ausreichenden Maße“ das Schlimmste noch mal abwenden und etwaige Schäden begrenzen.