Hameln (ey). (Umwelt)-Engel sind wir alle nicht. Aber wer sich offenen Auges durch Hameln bewegt, mit Fahrrad oder per pedes, der wird feststellen, dass hier einiges im Argen liegt, wenn es um Sauberkeit und Erscheinungsbild der Rattenfängerstadt geht. Soll nicht heißen, dass jeder Löwenzahn am Gehweg gerupft werden muss. Soll aber heißen, dass Bürgerinnen und Bürger von den Behörden doch bitte das erwarten dürfen, was von ihnen verlangt wird: ein Mindestmaß an Engagement und Aufmerksamkeit.

Nick Hutchings, mit dem der HALLO aufgrund seines ehrenamtlichen Engagements für Greenpeace und dort vor allem in der Thematik der Belastung der Weltmeere durch Plastikmüll aktiv, bereits mehrmals in Verbindung stand, schrieb in den Hochwasserzeiten nach Weihnachten eine E-Mail an die Redaktion. Drin stand sinngemäß: „Das ist Müllentsorgung à la Hameln: einfach mit dem Hochwasser verschwinden lassen.“ Worum es ihm geht: Dass der Plastikmüll unterhalb der Promenadenmauer an der „Blauen Brücke“ (Werder), ständiges Ärgernis, über dessen Entsorgung sich die Stadt Hameln und das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser nicht einig werden (wir berichteten) und offenbar auch nicht einig werden wollen, auf diese Weise vom Fluss bis zur Nordsee transportiert wird.

Man lasse nun die Blicke weiter schweifen und es darf festgestellt werden: Selbst zehn Meter vom Anleger des Außenbezirks des Wasser- und Schifffahrtsamts in Hameln lässt die Behörde den Plastikmüll liegen, gut erkennbar von der Münsterbrücke aus. Seit Wochen. Es würde einen Mitarbeiter schätzungsweise 30 Minuten Mühe kosten, dort aufzuräumen. Gummistiefel und Handschuhe an, los geht’s. Nimmt der Passant die Treppe auf dem Mittelteil der Brücke, um auf die andere Seite zu gelangen, muss er durch Matsch waten, weil dort noch keiner war, keiner vom Bauhof der Stadt, einfach gar keiner, weder mit Besen noch mit Hochdruckreiniger. Ausrutschen möglich. Eine Gefahr. Dieselben Verhältnisse auf einem Gehweg vor einem privaten Grundstück würde die Ordnungsbehörde sofort auf den Plan rufen, die im wenig freundlichen Schreiben darauf aufmerksam macht, dass das Unterlassen der Reinigung Konsequenzen nach sich zöge.

Es ist immer eine Frage der Perspektive. Manches mag übertrieben klingen, manches ist auch zugegebenermaßen schwer zu kontrollieren, zum Beispiel die ewig wiederkehrende Vermüllung der Altglascontainerplätze, aber alles in allem gibt die weltbekannte Rattenfängerstadt zu oft ein jämmerliches Bild ab. Nicht allein bezogen auf den Abfall, sondern auch dort, wo Sitzbänke verschmiert und kaputt nicht gerade zum Verweilen einladen, dort, wo Monate, nachdem das letzte Blatt vom Baum gefallen ist, das Laub vor sich hinmodert, dort, wo die Fußgängertunnel kein Fünkchen Vertrauen erwecken.

Letztlich muss eine Antwort auf die Frage folgen, ob es zu viel verlangt wäre, dass die Verwaltung(en) ihrer Ordnungspflicht ebenso nachkommen, wie sie es von den Bürgerinnen und Bürgern erwarten. Sie lautet: Nein, ist nicht zu viel verlangt.