Bad Pyrmont (mes). Der Frühling naht und der Kurpark in Bad Pyrmont wird traditionell bunt: Anfang der Woche haben Mitarbeiter des Staatsbades damit begonnen, Zehntausende Stiefmütterchen und andere Frühjahrsboten in die Beete des ausgezeichneten Parks zu setzen – eine Mammutaufgabe, zumal bei Regen- und Schneeschauern, die die Arbeiten zeitweise sogar zum Stillstand brachten. Und noch eins kommt in diesem Jahr erschwerend hinzu: die Corona-Situation. Geringere finanzielle Mittel und weniger Mitarbeiter durch Kurzarbeit erfordern einige Anpassungen.

Planungssoftware lautet das Stichwort. Gärtnermeister Michael Mäkler sitzt konzentriert vor gleich zwei Bildschirmen in seinem Büro der Staatsbadgärtnerei. Zu sehen sind Kreise, Rechtecke, Muster, ein offenbar zusammenhängendes Ensemble von Flächen. „Das hier sind die Beete im Kurpark, die es zu bestücken gilt“, bringt der Leiter der Parkpflege Licht ins Dunkel. Immerhin muss der Experte rund 60 Hektar Bepflanzung planen. Und das mehrmals im Jahr. Während in diesem Moment die Stiefmütterchen von seinen Kollegen im Park eingepflanzt werden, ist er selbst schon mit den Planungen für 2022 beschäftigt. „Am liebsten wären mir ja zwei Jahre Vorlauf, aber das ist nicht realistisch“, gibt er zu.

Alle Beete im Kurpark sind vermessen und maßstabsgerecht in die Computersoftware eingegeben. Gefälle müsse zum Glück nicht berücksichtigt werden, sodass die Arbeit in 2D vollkommen ausreiche. Michael Mäkler lässt sich den Lageplan mit den Vermessungsdaten per Mouseklick anzeigen, zoomt in die Flächen an der Springbrunnenallee hinein. Was könnte hier in Zukunft mal blühen? Der Gärtnermeister kann entweder Pflanzen wählen, die bereits im Computerprogramm hinterlegt sind, oder auch neue hinzufügen. Er hat dabei die Wahl aus circa 100 000 Gehölzen und Stauden. „Was hier fehlt, sind Einjahresblumen; die lege ich mir selbst an“, sagt er.

Danach kann er eingeben, wie viele der jeweils ausgewählten Pflanzen er pro Quadratmeter in dem entsprechenden Beet haben möchte – und das Programm rechnet daraufhin auf die Fläche hoch, wie viele es insgesamt werden. „Ich kann auch Muster anlegen“, schwärmt Mäkler. Auf dem Bildschirm tauchen neben den rechteckigen Flächen Kreise auf, von denen geschwungene Linien abgehen. Das habe er sich ausgedacht. Flugs wird die Skizze in ein Beet integriert. Möglich machen das zahlreiche „Werkzeuge“, die die Software beinhaltet. Zugegeben, es wirkt alles ein bisschen wie Mathematik und Geometrie. Michael Mäkler hat sichtlich Spaß an dieser komplexen Aufgabe.

Und wonach entscheidet er, welche Blühfarben zum Einsatz kommen? „Meist habe ich Grundideen, die in den Teambesprechungen vorgestellt werden“, sagt er. Nach regem Austausch stehe dann ein Teamergebnis fest – „jeder hat einen Teil daran“, betont Mäkler. Bei der kommenden Sommerbepflanzung beispielsweise wurde der Farbschwerpunkt auf orange-violett-weiß gelegt. Die Wahl sei dabei auch angelehnt an die Trendforschung im Bereich Mode, verrät er. Am häufigsten würden vier bis sechs Farben aufeinander abgestimmt. „Da hilft es, dass wir zwei Floristinnen im Team haben“, schmunzelt er.

Stäbe für die Messpunkte

Sind alle Flächen durchgeplant, werden die Skizzen mit den entsprechenden Maßen ausgedruckt, damit die Mitarbeiter beim Einpflanzen später auch wissen, welche Blume wohin soll. Dabei helfen auch hohe Stäbe, die an den Messpunkten dann angesetzt werden. Damit sind die Mitarbeiter der Staatsbadgärtnerei derzeit beschäftigt. Anfang der Woche wurden die bestellten Stiefmütterchen auf extra dafür konstruierten Wagen angeliefert. Einige hundert Blumen konnten Dienstag bereits in die Beete gesetzt werden – doch der anhaltende Schneeregen zwang zum Abbruch. Nichtsdestotrotz: Hier und da leuchteten im Kurpark schon einige Blüten.

Allerdings: „2021 ist sehr schlank geplant“, räumt Mäkler ein. Aufgrund der Corona-Pandemie, die nicht nur wirtschaftliche Einbußen mit sich gebracht hat, sondern auch Kurzarbeit, habe man versucht mit möglichst wenig Aufwand viel Attraktivität zu schaffen. Konkret bedeutet das: Statt 120 000 Pflanzen, die üblicherweise als Frühlingsboten in die Beete gesetzt werden, sind es in diesem Jahr nur etwa die Hälfte. „Haushaltsdisziplin“ nennt Michael Mäkler dieses Vorgehen.

Und auch in Sachen Sommerbepflanzung werde das Staatsbad in diesem Jahr andere Wege gehen, verrät er. „Wir setzen auf Sommerblumenwiesen!“ Einjährige Wiesenblumen als Saatmischung sollen Hummeln, Schmetterlinge und Honigbienen anlocken. „Der Park soll attraktiv und so naturnah wie möglich sein“, begründet Mäkler. Schließlich sei er ein Ort der Gesundheit und der Vielfalt. Zu den Sommerblumen – sieben verschiedene Mischungen sollen ausgesät werden, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen – werden sich dann noch Tagetes gesellen. „Sie werden ganz klassisch im Mai gepflanzt und sollen einen Rahmen um die Sommerblumen bilden“, erklärt der Gärtnermeister. Insgesamt kommen bei der Sommerbepflanzung an die 70000 Blumen zum Einsatz – davon allein 30 000 bis 35 000 in der Springbrunnenallee.

Aber das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt wird erst einmal der Rest der Frühjahrsbepflanzung in die Erde gebracht; der nächste große Schritt ist dann der Palmentransport Ende April. „Dafür müssen dann auch die Beete vorbereitet werden“, zwischen denen die Riesen stehen, gibt Mäkler einen Ausblick auf die bevorstehenden Arbeiten. Gedanklich ist er aber längst in den Jahren 2022 und 2023 angekommen …